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Ein Team ist keine Familie

  • Autorenbild: Prof. Dr. Martin-Niels  Däfler
    Prof. Dr. Martin-Niels Däfler
  • 5. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Juni




Wie oft habe ich es schon in meinen Team-Workshops gehört: „Wir sind wie eine Familie“ oder „wir sollten wie eine Familie sein"! Diese Metapher wird häufig bemüht, um Zusammenhalt, Loyalität und ein positives Arbeitsklima im Team zu beschwören. Doch: Ist dem wirklich so? Nun, ich denke, dass die Gleichsetzung von Team und Familie höchst problematisch ist. Sie birgt Risiken für die Zusammenarbeit und das Wohlbefinden der Beteiligten.


Ein Unternehmen ist keine Familie. Eltern feuern ihre Kinder nicht wegen geringer Leistung oder beurlauben sie in harten Zeiten. Eine bessere Vision für einen Arbeitsplatz ist eine Gemeinschaft – ein Ort, an dem Menschen gemeinsame Werte haben und sich als Menschen wertgeschätzt fühlen.

Adam Grant (1981 – heute) US-amerikanischer Organisationspsychologe

Zwei grundlegend verschiedene Systeme


Teams und Familien sind zwei völlig unterschiedliche Systeme.


Familie: Die Familie ist eine durch enge emotionale Bindungen, hohe Kohäsion und lebenslange Zugehörigkeit geprägte soziale Einheit. Die Beziehungen sind nicht wählbar, Hierarchien und Rollen sind durch biologische Faktoren determiniert. In einer normalen, funktionalen Familie stehen Fürsorge, Schutz und emotionale Unterstützung im Vordergrund. Konflikte werden – nicht immer, aber meistens – in einem sicheren Rahmen ausgetragen.


Team: Ein Team ist eine zielorientierte Arbeitsgemeinschaft, deren Mitglieder sich meist freiwillig und zeitlich begrenzt zusammenschließen, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Die Zusammensetzung, Rollenverteilung und Hierarchie orientieren sich an der Aufgabe und können sich je nach Bedarf verändern. Die Zusammenarbeit dient primär dem Erreichen gemeinsamer Ziele, nicht jedoch der lebenslangen Bindung oder bedingungslosen Unterstützung.


Merkmal

Familie

Team

Zugehörigkeit

lebenslang, nicht wählbar

zeitlich begrenzt, meist wählbar

Ziel

Fürsorge, Entwicklung, Schutz

Erfüllung einer Aufgabe

Hierarchie

biologisch/sozial vorgegeben

aufgabenbezogen, flexibel

Rollen

stabil, oft traditionell

flexibel, anpassbar

Konflikte

emotional, existenziell

sachlich, aufgabenbezogen

Bindung

hoch, emotional

mittel bis gering, funktional

Die Risiken der „Familien-Metapher“


a) Unrealistische Erwartungen und emotionale Überforderung

Die Vorstellung, ein Team solle wie eine Familie funktionieren, kann zu überhöhten Erwartungen an Loyalität, Fürsorge und emotionale Nähe führen. Teams sind jedoch keine Schutzräume für bedingungslose Akzeptanz, sondern Arbeitsgemeinschaften mit klaren Leistungsanforderungen. Die Vermischung dieser Ebenen kann zu Frustration, Rollenkonflikten und Burnout führen.


b) Fehlende Trennung von Privatem und Beruflichem

In Familien werden Schwächen und Fehler oft verziehen, während Teams auf Effizienz und Zielerreichung ausgerichtet sind. Die Übertragung familiärer Muster auf Teams kann dazu führen, dass Leistungsdefizite nicht angesprochen oder notwendige Entscheidungen (z. B. Rollenwechsel, Trennung) vermieden werden – zum Nachteil des Teams und der Organisation.


c) Konfliktvermeidung und Tabuisierung

Familien neigen dazu, Konflikte zu vermeiden oder zu tabuisieren, um den Zusammenhalt nicht zu gefährden. In Teams ist jedoch eine offene Konfliktkultur notwendig, um Innovation und Leistungsfähigkeit zu sichern. Die Familien-Metapher kann dazu führen, dass Meinungsverschiedenheiten unterdrückt werden, was die Teamleistung beeinträchtigt.


„Team als Familie" ist etwas anderes als eine familienfreundliche Unternehmenskultur


Wenn ich in meinen Vorlesungen mit den Studierenden über die Unterschiede zwischen den beiden Systemen spreche, dann kommt es mitunter zu einem Missverständnis. Da wird nämlich gemeint „Team als Familie" würde bedeuten, dass in einem Team eine familienfreundliche Kultur herrschen würde, wo also die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leicht(er) möglich ist, etwa durch flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung oder Unterstützung bei familiären Herausforderungen. Nein, das sind natürlich zwei verschiedene Paar Schuhe.


Fazit: Klare Grenzen für gesunde Zusammenarbeit


Bei allen Unterschieden zwischen den beiden Systemen „Team" und „Familie" gibt es auch Parallelen: Gegenseitige Unterstützung und Respekt fördern sowohl den Zusammenhalt in Familien, als auch im Team. Und: Eine verständliche, wertschätzende Kommunikation sowie das frühzeitige Ansprechen von Konflikten sind in beiden Systemen wichtig. Gleichwohl muss klar sein: Teams sollten keine bedingungslose Loyalität oder (berufs-)lebenslange Zugehörigkeit erwarten. Entscheidungen sollten im Sinne der Aufgabe und nicht aus emotionalen Gründen getroffen werden.


Die Gleichsetzung von Team und Familie ist gefährlich. Teams profitieren von klaren Strukturen, Zielorientierung und professioneller Distanz. In einer gesunden Teamkultur werden die Unterschiede zum System Familie anerkannt – so können Teams ihr Potenzial entfalten und gleichzeitig das Wohlbefinden der Mitglieder sichern.



 
 
 

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